Mein aktuelles traumatherapeutisches Konzept

Es ist erstaunlich, wie viel Menschen vermögen, wenn man es ihnen nur zutraut. So gehört zu meiner Arbeit die Vorstellung, dass sehr viele Patientinnen und Patienten trotz großer Beschädigungen viel mehr sind als diese Beschädigungen und über selbstregulative Kräfte verfügen. Allerdings liegt es in der Hand der Therapeutin, diese zu fördern oder mehr oder weniger zum Versiegen zu bringen. „Beidäugiges Sehen“ (Fürstenau, 2007), d.h. das Wahrnehmen der Stärken und der Probleme ist daher eine meiner wichtigsten Grundüberzeugungen. Das bedeutet Übernahme von Hilfs-Ichfunktionen eher im Sinne von Ermutigung, die eigenen selbstregulativen Kräfte vor allem zur Selbstberuhigung und zum Mitgefühl getragenen Umgang aufzuspüren und zu nutzen.

 

Über das Medium einer hilfreichen Beziehung wird vor allem die Selbstbeziehung und Selbstberuhigungsfähigkeit betont und mittels Imagination angeregt, diese neu zu gestalten und seelische Wunden damit einer Heilung zuzuführen. Mitgefühl der Therapeutin/des Therapeuten und der Patientin/des Patienten für sich selbst im Sinne einer imaginativen Nachbeelterung nimmt einen zentralen Platz in der therapeutischen Arbeit ein.

 

Dabei wird auf die Beachtung des Übertragungs-Gegenübertragungsgeschehens Wert gelegt. Die daraus resultierenden Erkenntnisse werden genutzt, die Patientin/den Patienten zu einem veränderten – imaginativen sowie handlungsorientierten – Umgang mit sich selbst anzuregen. Mitgefühl und Trost aber auch Anerkenntnis des geschehenen Unrechts werden im Umgang des erwachsenen Selbst mit „jüngeren“ – verletzten – Selbstanteilen stark betont und geübt.

 

Leitend ist das Konzept der „inneren Bühne“, die zu einem gemeinsamen imaginären Raum wird, auf dem die Patientin, ggf. angeregt und unterstützt durch die Therapeutin, „spielen“ kann. Dadurch wird sie wieder handlungsfähiger.

Imagination, genauer Vorstellungskraft, ist geeignet, Verstand und Gefühle miteinander zu verbinden sowie den Körper in die therapeutische Arbeit mit einzubeziehen.

 

Achtsames Wahrnehmen des Körpers und der Körperbedürfnisse wird daher fortwährend angeregt, die Auswirkungen von Vorstellungen auf den Körper und sein Befinden sind unmittelbar wahrnehmbar und helfen der Patientin/dem Patienten, sich bewusst und aktiv auf wirkungsvollere und heilsamere Vorstellungen einzulassen.